Wir schreiben lebendige Vereinsgeschichte! Viele Texte sind vom ehemaligen FCR-Geschäftsführer Klaus Niers, doch es gibt noch viele Geschichten, die hier noch nicht aufgeführt wurden. Wer sich mit seinen Erinnerungen und Fotos beteiligen möchte, ist daher herzlich eingeladen. Wir sind um historische Genauigkeit bemüht, darum bitten wir auch um Mithilfe und Hinweise, wenn jemand genauere Informationen hat. Kontakt: Veit Dange (0152/34558744)
Die 50er: Zeit der Wunder und Macher
Wie überall in Deutschland brachten die 1950er Jahre auch für die Menschen in Rumeln-Kaldenhausen viele Veränderungen mit sich – und das war gut so. Zwar waren hier die Trümmer des Zweiten Weltkrieges noch gut sichtbar und besonders die vielen Geflüchteten und Vertriebenen aus den sogenannten „Ostgebieten“ stellten die junge Gemeinde „Rumeln-Kaldenhausen“ zunächst vor schwere Aufgaben – insbesondere in der öffentlichen Versorgung sowie im Schul- und Wohnungsbau. Wohin mit den rund 3000 Flüchtlingen, die die Einwohnerzahl zwischen 1945 und 1955 nahezu verdoppelten?
Doch nach den anfänglichen Problemen erwiesen sich die Geflüchteten schon bald als echter Segen. Mit ihnen und den späteren Gastarbeitern aus Italien, Spanien und der Türkei kamen nämlich die so dringend benötigten helfenden Hände, die beim „Wirtschaftswunder“ mit anpackten. Ob im Kohleschacht, dem wachsenden Bayer-Werk oder den vielen neuen Betrieben – bei der ganzen „Maloche“ kam auch der Spaß nicht zu kurz.
„Stiefkind“ Fußball
Heute kaum denkbar, war der Fußball in Rumeln-Kaldenhausen nach dem Krieg nicht besonders beliebt – Feldhandball war damals der „heiße Sch…“. Das aber änderte sich mit den Geflüchteten, die ihrer alten Leidenschaft aus ihrer neuen Heimat nachkamen – jedoch zunächst nur zwischen Bombentrichtern auf Acker-gleichen Bolzplätzen. Spätestens mit dem „Wunder von Bern“, das der jungen Bundesrepublik völlig unerwartet den ersten Gewinn einer Fußball-Weltmeisterschaft bescherte, wuchs auch in Rumeln-Kaldenhausen das Interesse am Fußball, der bei den Einheimischen lange noch als „Flüchtlingssport“ galt. Da sowohl der Rumelner Turnverein als auch der Turnverein Kaldenhausen zuvor ihre Fußballabteilungen mangels Interesses aufgelöst hatten, musste dringend ein neuer Verein für Fußball her.
Geboren an einem Sonntag
Die Entscheidung für einen „echten“ Fußballverein war also gefallen. Und so kam es, dass am Sonntag, den 9. Januar 1955 Karl Eisel, Karl Engels und Josef Hanus in der Gaststätte Peter Veules „Ratskeller“ den FC Rumeln-Kaldenhausen 1955 e.V. gründeten. Als Vereinsfarben einigten sie sich auf Grün und Weiß. Dazu auch auf das Vereinswappen, so wie wir es heute kennen. Damit gaben sie gleich in doppeltem Sinne „Grünes Licht“ für neue Trikots. Und die waren schnell sehr begehrt: schon im August 1955 zählte der FCR insgesamt 154 Mitglieder. Aber wo sollten sie spielen?
Vom Acker aufs Feld
Wo aber sollten die Jungs vom FCR spielen, denn ein eigener Platz war nicht in Sicht? Die Lösung brachte ausgerechnet der spätere Rivale: Dank einer Kooperation mit dem Rumelner TV spielten auf einem Feld am „Waldborn“ im ersten Jahr zwei Senioren- und zwei Juniorenmannschaften des FCR. Große Erfolge ließen zwar zunächst noch auf sich warten – darum ging es dem Vorstand aber auch nicht. Viel wichtiger war ihm, dass die Jugend Fußball spielte. Sportliche Erfolge werden mit Sicherheit noch folgen – so die Herren.
1959 fällt das erste Tor „An den Wieen“
Halb Rumeln war an jenem Sonntagmittag auf den Beinen, als die Gemeindevertretung um 15 Uhr feierlich dem FC Rumeln-Kaldenhausen die neue Platzanlage an der B60 übergab. Überglücklich dankte FCR-Geschäftsführer Isbarm den Mitarbeitern der Zeche Diergardt-Mevissen, der Gemeindeverwaltung sowie den Vertretern des Fußballkreises Moers. Nach der offiziellen Einweihung kam der der sportliche Teil des Tages: Amateurligist TuS Karnap 07 stand schon bereit auf dem neuen Aschenplatz, hatte den Rumelnern jedoch nur wenig zu verschenken. Wenngleich die Rumelner alles gaben und FCR-Keeper Klein in der ersten Halbzeit Schlimmeres verhinderte, endete das erste Heimspiel des FCR mit einem 1:8. Aber immerhin: Das legendäre Ehrentor schoss Benedes und ging somit als erster Heimtorschütze in unsere Vereinsgeschichte ein!
Die große Erleuchtung der 70er
Wenn es dunkel wurde, gingen die Kicker des FCR nach Hause. Nicht etwa weil ihre Eltern warteten, sondern weil sie „An den Wieen“ die Bälle nicht mehr sahen. Ein untragbarer Zustand. Doch 1972 war damit Schluss: Rund um den Aschenplatz standen eines Tages sechs Fluchtlichtmasten, die die Anlage hell erstrahlen ließen. Damals wie auch bei der späteren Modernisierung der Beleuchtung und Verkabelung packten die Mitglieder des FCR, deren Freunde und Familien kräftig mit an.
Der FCR wird Eigenheim-Besitzer
Ebenso 1973 als der FCR-Vorstand feierlich den Grundstein für ein neues Vereinsheim legte. Die Kicker hatten die Nase nämlich voll davon, sind im Kreidebunker oder während der Winter in der Marienfeldschule umzuziehen. So kam es also, dass die FCR-Familie so manche zusätzliche „Trainingseinheit“ damit verbrachte, Bäume zu fällen oder Steine, Zement und Sand zu tragen. Schließlich nahm dann auch der Traum vom neuen Vereinsheim Gestalt an – mit zwei Umkleidekabinen, Warmwasser für Heizung und Duschen, Schiedsrichterkabine, Büro und einem Clubheim. Erstmalig zur feierlichen Eröffnung 1974 und auch danach erlebte und überlebte das neue Vereinsheim so manche Siegesfeier der Herren – und Damen.
1977 Frauen Power
„Ich hab dir doch gesagt, wie du den Ball annehmen sollst!“
ruft der Trainer und spurtet über den Platz. Peter Bonten dirigiert wie einst Karajan seine Spielerinnen dorthin, wo sie eigentlich hingehören. Einige Zuschauer folgen weniger den Spielerinnen als vielmehr dem Trainer, der sich abrackert, damit seine Mädels Erfolg haben. Der Trainer, das war damals Peter Bonten. Nicht ganz zu Beginn: „Erwin Brenkes und Dieter Bieske haben den Frauenfußball beim FCR ins Leben gerufen“, erinnert sich Bonten. „Dann brauchten sie aber jemanden, der die jungen Damen auf Kurs bringt. Und da haben sie mich dann angehauen.“
Schon in der ersten Spielzeit 1977/78 stieg Bonten beim FCR ein. Zusammen mit Klaus Till als Spielbetriebsleiter wurden beide für viele Jahre die Macher des Frauenfußballs beim FC Rumeln-Kaldenhausen. Ob Maren Meinert, die spätere Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg oder Inka Grings – Klaus Till hat sie alle zum FCR geholt. Bei den Nachbarvereinen gingen in Sachen Frauenfußball langsam die Lichter aus. Selbst der renommierte KBC Duisburg konnte dem FCR bald kein Paroli mehr bieten.
Kometenhafter Aufstieg der „Löwinnen“
1981 der Aufstieg in die Landesliga, dann 1986 in die Verbandsliga. Nachdem das Team der sogenannten „Löwinnen“ 1990 in die Regionalliga aufstieg, dauerte es nur drei Jahre und der Traum von der Bundesliga wurde wahr. Weitere drei Jahre später der erste Titel für den FCR: DFB-Hallenpokalsieger 1996. Im gleichen jahr wird Martina Voss zur Fußballerin des Jahres gewählt.
1997 änderte der Verein seinen Namen in FCR Duisburg 1955 e.V. und in der Saison 1997/98 wurde der FCR in der erstmal eingleisigen Bundesliga auf Anhieb Dritter.
DFB-Pokalsieger 1998
Sogar noch besser lief es im DFB-Pokal: Im Finale am 16. Mai 1998 schlugen die Damen des FCR im Berliner Olympiastadion den damaligen Dauergewinner FSV Frankfurt deutlich mit 6 zu 2. Im torreichsten Endspiel der Pokalgeschichte schoss allein Inka Grings drei Tore und war die überragende Spielerin.
Meisterinnenjahre
Die Saison 1998/99 ging als „Vizejahr“ in die Vereinsgeschichte ein: sowohl in der Meisterschaft als auch im Pokal musste der FCR dem 1. FFC Frankfurt den Vortritt lassen. Nach der Verpflichtung weiterer Nationalspielerinnen wie Kerstin Stegemann, Linda Bresonik und Shelley Thompson sollte die Saison 1999/2000 zur erfolgreichsten Saison des FCR Duisburg werden: Mit einer Serie von 16 Siegen in Folge dominierten die Löwinnen aus dem Stand die Bundesliga und bereits am viertletzten Spieltag war die Meisterschaft nach einem 3:0-Sieg über den SC 07 Bad Neuenahr perfekt. Mit bis heute unerreichten 38 Saisontoren wurde Inka Grings erneut Torschützenkönigin. In dieser nahezu perfekten Saison war es dann auch nur konsequent, dass die Löwinnen auch zum zweiten Mal den Hallenpokal gewannen – was für ein Kapitel in der FCR-Geschichte! (Mehr dazu hier!)
Der Anfang vom Ende der Löwinnen
Die Spielzeit 2000/01 sollte nach einigen vereinsinternen Zerwürfnissen die letzte Saison beim FC Rumeln an den Wieen sein. Die „Löwinnen“ gliederten sich aus und machten sich unter dem Namen FCR Duisburg 2001 selbständig und schlossen die Meisterschaft als Dritte ab.
1959 | Bezug des eigenen Sportplatzes „An den Wieen“ |
1972 | Errichtung einer Flutlichtanlage |
1973 | Grundsteinlegung des Vereinsheimes |
1977 | Gründung einer Frauenmannschaft Fußball |
1990 | Aufstieg der Frauenmannschaft in die Regionalliga West |
1993 | Aufstieg in die Frauen-Bundesliga |
1994 | Aufstieg der 1. Seniorenmannschaft in die Landesliga Niederrhein |
1996 | Erster Titelgewinn der Frauen, DFB-Hallenpokalsieger |
1996 | Martina Voss wird Fußballerin des Jahres |
1997 | Namensänderung in FCR Duisburg 1955 e.V. |
1998 | DFB-Pokalsieger gegen FSV Frankfurt und 3. Platz Frauen-Bundesliga |
1999 | Vizemeisterschaft Frauen-Bundesliga |
1999 | Inka Grings wird Fußballerin des Jahres |
2000 | Deutscher Meister Frauen-Bundesliga und DFB-Hallenpokalsieger |
2000 | Martina Voss wird erneut Fußballerin des Jahres |
2001 | Ausgliederung des Frauenfußballs, Damen werden eigenständig als FCR 2001 Duisburg e.V. |
2009 | Rückbenennung des Vereins in FC Rumeln-Kaldenhausen 1955 e.V. |
2010 | Errichtung eines Kunstrasenplatzes |
2010 | Erstes großes Jugendturnier für alle Altersklassen |
2010 | DFB-Mobil schult Jugendtrainer des Vereins |
2011 | Fußballcamp der Stiftung Jugendfußball zu Gast „An den Wieen“ |
2012 | U14-Jugendmannschaft gewinnt internationales Turnier in Holland |
2012 | „Das Jahr der Wende“ – Neuer Vorstand rettet den Verein vor der Insolvenz |
2012 | Nach 11 Jahren Pause gibt es wieder Frauenfußball |
2013 | Maren Meinert, Bundestrainerin U21, zu Gast An den Wieen |
2013 | 1000 Zuschauer beim Spiel gegen die Traditionself des MSV Duisburg |
2013 | Fußballschule “Enatz” Dietz trainiert 3 Tage lang ca. 100 Kinder |
2013 | Langjähriger Jugendobmann, Volker Krispin, verstirbt im Alter von 57 Jahren |
2013 | Tragischer Unglücksfall beim Jugendturnier, 15jähriger vom FC Wetter verstirbt nach dem Finale |
2014 | „Enatz“ Dietz zum zweiten Mal Gast An den Wieen, 91 Kinder nehmen am dreitägigen Programm teil |
2014 | „Die Erste“ gewinnt den Kurt-Blömer-Kreispokal gegen SV Schwafheim (1:0 n.V.) und zieht in den Niederrheinpokal ein |
2015 | Stammkunde Bernard Dietz zum dritten Mal an den Wieen. 94 begeisterte Kinder nehmen an der Fußballschule teil. |
Platzanlage